Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 26. September 1998

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"Datenschreiber für 2000 Polizeiautos
Neuanschaffungen nach einjährigem Test-Erfolg ... Nach einjährigem Probelauf in einer Direktion hat Polizeipräsident Hagen Saberschinsky bekanntgegeben, insgesamt 2000 der 3000 Polizeifahrzeuge mit einem Unfalldatenspeicher (UDS) auszustatten. Das Gerät zeichnet - ähnlich wie beim Datenschreiber von Flugzeugen - fortlaufend 30 Sekunden vor und 15 Sekunden nach einem Crash Fahrbewegungen, Geschwindigkeiten, Bremsungen und Aufprall auf, auch, ob Martinshorn oder/und Blaulicht eingeschaltet wurden." ND 26.9.98 S. 9

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"Totale Kontrolle der Bürger durch 'elektronische Fangnetze'
EU-Ausschuß für Grundfreiheiten besorgt über neue Überwachungstechniken / England als 'Trojanisches Pferd' für die USA ... die Techniken der Überwachung werden immer raffinierter, immer ausgefeilter. In einer Studie britischer Experten, die dem Ausschuß für Grundfreiheiten das Europaparlaments und dem Straßburger Gremium zur Technologie-Bewertung 'Stoa' vorliegt, wird ein beängstigendes Überwachungs-Szenario entworfen, das aus Georg Orwells Zukunfts-Thriller '1984' stammen könnte und doch nur beschreibt, was technisch längst möglich ist: Nachtsichtgeräte, die für den Jäger die Nacht zum Tage machen; Parabolmikrophone, mit denen Gespräche aus mehr als einem Kilometer Entfernung noch abgehört werden können; Lasermikrophone für den Lauschangriff durch geschlossene Fenster hindurch; Stroboskop-Kameras, die in wenigen Sekunden Hunderte von Aufnahmen machen und alle Teilnehmer an einer Demonstration einzeln identifizieren können; Fernsehüberwachungsnetze, mit denen 'verdächtige Personen' quer durch die Städte optisch verfolgt werden können; Kameras an Drehtüren oder Zollübergängen, die Gesichter erkennen und automatisch mit Bildern ferner Datenbanken vergleichen. Vor allem aber: die immer raffiniertere Nutzung des Computers zur elektronischen Auswertung des in Massen gewonnenen Materials. ... Geheimdienste und Sicherheitsbehörden sind inzwischen, so berichten die Experten in ihrer Studie, zur Massenüberwachung der Telekommunikationsverbindungen übergegangen. Anstatt einem gezielten Verdacht nachzugehen und auf Verbrechen zu reagieren, nehmen sie ganz bestimmte Kreise ins Visier, die sie, noch bevor ein Verbrechen geschieht, ständig überwachen. Den Aufbau dieser elektronischen Fangnetze nennen die Sicherheitsbehörden 'präventive Polizeiarbeit'. ... Der Studie zufolge werden in Europa alle E-Mail-, Telefon- und Faxverbindungen routinemäßig von der Nationalen Sicherheitsagentur der Vereinigten Staaten (NSA) angezapft. Großbritannien dient den Amerikanern als eine Art Trojanisches Pferd: Zusammen mit den Briten, Kanadiern, Australiern und Neusellländern betreiben die US-Nachrichtendienste das System 'Echelon', das von Anfang an 'nichtmilitärische Zielgruppen' ausspionieren sollte." Tsp 26.9.98 S. 2

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"Internet
Digitale Signatur schützt vor Fälschungen
Elektronisch verschickte Dokumente können künftig mit einer digitalen Unterschrift versehen und damit einwandfrei zugeordnet und vor Fläschungen geschützt werden. Der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post zufolge wird die Unterschrift mit einem individuellen Zahlen- und Buchstabenschlüssels erzeugt." FR 26.9.98 S. 13

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"Herzog will das Recht vereinfachen
Bundespräsident weist auf widersprüchliche Erwartungen hin / Juristentag beendet ... Gar ein neues Gesetzbuch, ein sogenanntes Informationsgesetzbuch (IGB) ist nach Ansicht der Juristen vonnöten, um auf die Entwicklung moderner Informationstechnologien angemessen reagieren zu können. Es soll das Bundesdatenschutzgesetz mit anderen verstreuten Regelungen etwa zur Telekommunikation, zum Internet oder zu Chipkarten zusammenführen. Der hessische Datenschutzbeauftragte Rainer Hamm setzte sich mit der Empfehlung durch, in diesem Rahmen ein einheitliches Recht für öffentliche und private datenverarbeitende Stellen zu schaffen. Er hatte argumentiert: 'Der Patient eines städtischen Krankenhauses muß erwarten können, daß die Dokumentation seiner Erbkrankheit oder seiner HIV-Infektion mit denselben Mitteln gegen die Übermittlung an Unberechtigte geschützt werden wie der Patient einer Privatklinik'. Einem Verbot der Verschlüsselung personenbezogener Daten (Kryptographie) erteilte der Juristentag eine Absage." FR 26.9.98 S. 4

"Juristentag in Bremen beendet
Delegierte lehnen Erhöhung der Regelaltersgrenze ab
Recht auf Ruhestand vom 60. Lebensjahr an befürwortet / Zeugen in Strafverfahren sollen bessergestellt werden ... Angenommen wurde ein Vorschlag des Weißen Rings, wonach ein Zeuge schon bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung verlangen kann, daß seine personenbezogenen Daten (mit Ausnahme von Namen und Geburtsdatum) nur in einem besonderen Datenschutzbeiheft verwahrt werden. So soll der Zeuge vor möglichen Pressionen durch den Beschuldigten oder seien Komplizen geschütz werden. ... Der Juristentag widersprach der Forderung aus Polizeikreisen, verdeckte Ermittler künftig unter Verschleierung des Aussehens Verzerrung der Stimme, gegebenenfalls per Fernsehleitung von einem unbekannten Ort aus, zu vernehmen. In der Abteilung öffentliches Recht forderte der Juristentag, den Datenschutz und das Informationsrecht neu zu regeln. Für den öffentlichen und den privaten Bereich soll (so eine knappe Mehrheit von zwei Stimmen) ein einheitliches Datenschutzrecht geschaffen werden, das in einem umfassenden Informationsgesetzbuch niedergelegt werden soll." SZ 26.9.98 S. 6

"Kein Ruck bei den Juristen
Die Ergebnisse des 62. Deutschen Juristentages sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Für eine grundlegende Neuorientierung plädierte das Juristenforum, ... nur im Informationsrecht. Dort will man künftig das Datenschutzrecht in einem umfassenden Informationsgesetzbuch verankern." Welt 26.9.98 S. 4

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"Bundesrat gegen Schleierfahndung
Der SPD-dominierte Bundesrat hat einen Verstoß Bayerns und Baden-Württembergs für die bundesweite Einführung der Schleierfahndung durch die Polizei abgelehnt. Die beiden Bundesländer wollten die Polizei im gesamten Bundesgebiet ohne konkreten Verdacht Menschen kontrollieren lassen. Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern haben ihr Polizeirecht bereits derart ergänzt." taz 26.9.98 S. 4

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"Der verschämte Umgang mit der Historie ist vorbei
Internet macht Passau zur gläsernen Stadt
Bürger können Arivmaterial bald online abrufen" SZ 26.9.98 S. 40


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